Der Gast will in die Bundesliga
„Wir brauchen das Wunder von Ludwigshafen“, orakelte Eulen-Trainer Johannes Wohlrab nach dem Debakel vor 2223 Zuschauern im Sportcenter Dormagen. Die Eulen wurden von der talentierten Truppe des jungen Trainers Julian Bauer an die Wand gespielt, die Abwehr filetiert. Der Klassenverbleib in der 2. Handball-Bundesliga hängt für den Ex-Bundesligisten nun am seidenen Faden. Dormagen hat sich mit 29:37 Punkten und einer Tordifferenz von minus 5 auf Platz 13 vor die Eulen mit 28:38 Zählern bei einer Tordifferenz von minus 18 geschoben. Punktgleich mit den Eulen sind der VfL Lübeck-Schwartau auf Platz 15 (Tordifferenz - 22) und TuS N-Lübbecke auf dem 16. Platz (Tordifferenz - 45). Auf Platz 17, dem Abstiegsplatz, steht der ASV Hamm-Westfalen mit 27:39 Punkten und einer Tordifferenz von - 14. Die Eulen treffen am letzten Spieltag nächsten Samstag, 7. Juni (18 Uhr), daheim auf den TV Hüttenberg. Für die Partie gibt es nur noch wenige Restkarten. Der TVH ist auf Platz zwei und kämpft mit der punktgleichen Mannschaft des Tabellendritten GWD Minden um den Bundesliga-Aufstieg. Hüttenberg (+ 78) hat das klar bessere Torverhältnis gegenüber Minden (+ 61).
Fünf Konkurrenten gerettet
Fünf Mannschaften haben durch die Ergebnisse am 33. Spieltag den Rettungsanker geworfen: VfL Eintracht Hagen, Dessau-Roßlauer HV 06, TV Großwallstadt, TuS Ferndorf und TuSEM Essen.
Fünf Endspiele am Abgrund
Am letzten Spieltag am Samstag, 7. Juni (18 Uhr), sind im Abstiegskampf neben den Eulen noch ASV Hamm-Westfalen, TuS N-Lübbecke, VfL Lübeck-Schwartau und Bayer Dormagen involviert. Die Spiele der Eulen-Konkurrenz: VfL Lübeck-Schwartau - HSC 2000 Coburg, HSG Nordhorn-Lingen - TSV Bayer Dormagen, VfL Eintracht Hagen - TuS N-Lübbecke, VfL Hamm-Westfalen - TuSEM Essen.
Zahnlose Papiertiger
Das Waterloo von Dormagen kam nach dem Heimsieg der Eulen vom Dienstag gegen TuSEM Essen unerwartet. Der Auftritt im TSV-Sportcenter geriet zu einer handfesten Blamage. Die Eulen traten in Dormagen auf wie zahnlose Papiertiger! Die Eulen-Abwehr – eine Mogelpackung! Beim Ringen wären die Männer in Rot wegen Passivität von der Platte gestellt worden. So lag die Mannschaft mit Kapitän Max Haider zur Pause im Dormagener Sportcenter mit sieben Toren in Rückstand. Als bei der Vorführung nach 30 Minuten der Vorhang fällt, sind die Eulen mit 14:21 im Hintertreffen. Nach der 1:0-Führung durch Sebastian Trost lief sehr wenig bis gar nichts mehr zusammen. Zwei frühe Paraden von Žiga Urbič trugen keine Zinsen, weil Max Haider, von Marc-Robin Eisel perfekt freigespielt, an Christian Simonsen scheiterte (5. Minute). Dormagens Torhüter hielt stark, traf gegen die völlig auseinanderbrechende Eulen-Defensive zweimal ins verwaiste Tor. In der 11. Minute kamen die Eulen durch Tim Schallers Siebenmeter noch einmal auf 3:4 heran, Kapitän Haider erkämpfte den Ball dann mit Hechtrolle, Eisel verkürzte in der 12. Minute auf 4:5, in der 14. auf 5:7. Mit einem 6:0-Lauf aber zog Dormagen bis zur 18. Minute auf 13:5 davon. U21-Nationalspieler Sören Steinhaus, der fast perfekte Regisseur, Linkshänder Finn Schroven und Peter Strosack schossen die fahrigen Zaudermänner aus der Pfalz erbarmungslos ab. Wohlrabs Flucht in zwei frühe Auszeiten fand keinen Ausweg aus der Sackgasse. Die junge TSV-Sieben spielte mit der Leidenschaft und Zielstrebigkeit, mit der man im Abstiegskampf auftreten muss. Die Eulen gingen trotz der sieben Paraden von Urbič vor der Pause unter. Bester Angreifer der Eulen in der ersten Halbzeit: Theo Straub mit 4 von 4.
Dormagen absolut dominant
Dormagen beherrschte das Spiel auch nach der Pause, obwohl sich die Eulen mühten, das Torverhältnis nicht zu ruinieren. Dass die zweiten 30 Minuten quasi 14:14 endeten – nicht mehr als eine Fußnote ohne Wirkung. Der Halbrechte Finn Schroven mit neun Toren, Mittelmann Sören Steinhaus mit acht Treffern und Rechtsaußen Peter Strosack (9/5) trafen nach Belieben. Drei Mann – 26 Tore! Beste Werfer der Eulen neben Marc-Robin Eisel (6 von 8) waren Kian Schwarzer 4 von 5, Theo Straub 4 von 5, Tim Schaller 4 von 6, Freddy Stüber (2 von 2) und Max Haider (2 von 3). Es wurde einfach zu viel verballert: „Sebi“ Trost 4 von 12, Finn Leun 2 von 8. Ohne Treffer blieben Alex Falk (0 von 2), Nici Waldvogel (0/1) und Mihailo Ilic (0/1). Siebenmal waren Latte und Pfosten im Weg. Unvermögen? Pech? Kein Vorwurf an die Torhüter: Žiga Urbič (10 Paraden) und Mats Grupe (4) verloren das Torhüterduell gegen Christian Simonsen nur knapp mit 14:16.
Trotzreaktion beschworen
„Wir haben verdient verloren. Das tut sehr weh, wir haben es aber immer noch in der eigenen Hand. Wir haben gezeigt, dass wir daheim jeden schlagen können“, sagte Kapitän Max Haider nach dem Desaster. Auf die Frage, was den Eulen denn gefehlt hatte, gestand der Kapitän ehrlich: „Alles!“ „Wir können uns auch bei unseren Torhütern bedanken, dass es nicht noch schlimmer wurde. Wir hatten auch im Angriff nicht die Durchschlagskraft. Wir haben es im ganzen Spiel nicht geschafft, in der Abwehr Zugriff zu bekommen“, gestand der Kapitän. Trainer Johannes Wohlrab: „Wir haben absolut verdient verloren. Wir haben in der ersten Halbzeit gar keinen Zugriff in der Abwehr bekommen, alle Eins-zu-Eins-Duelle verloren.“ Nach dem Debakel von Dormagen gegen einen „mit maximaler Überzeugung“ auftretenden Gegner stehen die Eulen mit dem Rücken zur Wand. Der Coach, 2023 aus Hüttenberg als Nachfolger des zurückgetretenen Michel Abt verpflichtet, sieht es jetzt als seine Aufgabe an, die Mannschaft schnell wieder aufzurichten und optimal auf das „Endspiel“, auch auf die 3-2-1-Abwehr der Mittelhessen, vorzubereiten. „Das ist mein Job“, betont Wohlrab, der weiß, mit welcher Überzeugung und geschätzt 300 Fans im Rücken die Hüttenberger kommen werden. Wohlrab: „Das ist eine Mannschaft, die alles reinwirft, um ihr großes Ziel zu erreichen.“ Stefan Kneer, Wohlrabs ehemaliger Co-Trainer und Nachfolger, wurde zum Trainer des Jahres in der 2. Liga gewählt. „Der Fokus liegt auf Samstag. Egal was die erreichen können, wir bleiben bei uns“, setzt Linksaußen Kian Schwarzer auf die Trotzreaktion der Eulen am Samstag im „Endspiel“ gegen Hüttenberg. Schwarzer war am Sonntag - wie alle anderen auch -restlos bedient: „Wir waren in der Abwehr einfach nicht da, haben viel zu viele einfache Gegentore bekommen.“ „Wir hatten keinen Zugriff, dann kam eins zum anderen: Wir bekommen vier durch Abpraller, treffen Pfosten und Latte, haben die Zweikämpfe nicht angenommen. In der zweiten Halbzeit dann war’s ein Spiel auf Augenhöhe“, meinte Spielmacher Eisel, der versuchte, Impulse zu geben. Aber nach 30 Minuten war die Niederlage de facto schon besiegelt.
Maximale Enttäuschung
„Diese Niederlage tut richtig weh. Wir alle – Mannschaft, Trainerteam, Fans und wir als Verein – hatten uns dieses Spiel ganz anders vorgestellt. Es ist bitter zu sehen, dass wir in so einem wichtigen Moment nicht das Abrufen konnten, was in uns steckt. Gerade weil wir wissen, wie viel Herzblut in dieser Mannschaft steckt, ist die Enttäuschung heute besonders groß. Unsere Fans haben uns einmal mehr großartig unterstützt. Umso mehr schmerzt es, dass wir ihnen nicht den Auftritt liefern konnten, den sie verdient gehabt hätten“, sagte Geschäftsführer Domenico Marinese nach der schwerwiegenden Niederlage. Die Hundertschaft in Rot versuchte auf den Rängen ihr Bestes zu geben. Die Mannschaft war nicht in der Lage es ihren Fans zu danken. Es gibt eine letzte Chance zur sportlichen Wiederauferstehung am Pfingstsamstag.
Quelle: PM Eulen Ludwigshafen